Besuch auf der Baustelle


Der Tag beginnt mit der Zeitung

Der erste Termin der Visitationsreise war ein Besuch in der Redaktion des Aarboten, wo Susanne Stoppelbein und Matthias Gubo dem Bischof die Lokalzeitung vorstellten und mit ihm über die Ziele der Visitation und über die Situation der katholischen Kirche im Untertaunus sprachen. "Die Pfarrei neuen Typs ist nur ein Dach" betonte der Bischof. Wichtig sei es, dass die Gläubigen das Leben an den Kirchorten gestalten. In der evangelisch geprägten Region kann er sich auch eine gemeinsame ökumenische Nutzung von Gebäuden vorstellen.
Breithardt: Lindenschule und Werkstatt für Behinderte

In Breithardt besuchte der Bischof zunächst die Lindenschule, eine Schule mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung mit rund 70 Schülern. Dort lernte er Schüler und ihre Betreuer bei einem Frühstück kennen und konnte eine Stunde Religionsunterricht miterleben. Anschließend besuchte er die Werkstätten für Behinderte, in der 150 Menschen Arbeit finden - auch Schüler der Lindenschule. Der besondere Stolz der Werkstatt ist die Töpferei, deren Produkte inzwischen auch in Geschäften rund um Breithardt angeboten werden. Die Breithardter Werkstätten öffnen sich nach außen und laden in ihren Werkstattladen und einmal monatlich zu einem Essen aus der Gulaschkanone "Helmut" ein. Beim Mittagessen im werkstatteigenen Restaurant wurde der Bischof vielfach angesprochen: "Wer bist du? Bist du Pfarrer? Wann kommst du beten?"
Gebet und Gottesdienst in vielfältiger Form

Am Nachmittag des ersten Visitationstages begleitete der Bischof die Gemeindereferentin Cläremie Kouchha zur Wort-Gottes-Feier in der Seniorenresidenz Lessingstraße in Taunusstein. In Bad Schwalbach nahm er an der Anbetung des Allerheiligsten teil. Am Abend war er in der kleinen Kapelle in Nauroth, wo er die Maiandacht mitbetete und mit der Gemeinde die Heilige Messe feierte. Bischof Georg ist es wichtig, dass in den vielen Kirchen und Kapellen regelmäßig gebetet wird. In der Pfarrei Heilige Familie Untertaunus gibt es während der Woche viele verschiedene Gottesdienste - Rosenkranzgebet, Vesper, Anbetung und Abendgebet.
Pfarrgemeinderat unterwegs

Wie kommen wir gut miteinander ins Gespräch? Besser beim Laufen als beim Sitzen - diese Idee hatte der Bischof bei der Vorklausur. Der Pfarrgemeinderat machte daraus das Projekt "Walking PGR". Nach der Abendmesse in Nauroth gab es einen Impuls zum Thema "Lebenswelten". In kleinen Gruppen machte man sich auf den Weg zu einer ersten Station, Bischof Georg bei einer Gruppe mit dabei. Bei der ersten Station gab es einen kleinen Imbiss - eine gute Gelegenheit, die Gespräche in neu sich mischenden Gruppen fortzusetzen. Mit Impulsen zu "Baustellen" und "Neubeginnen" wurde der Weg fortgesetzt und endete mit einem Abendsegen vor der Naurother Kapelle. Für den Pfarrgemeinderat war dieser Abend eine gute Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Bischof Georg hat auf dem Weg mit vielen Menschen gesprochen, über viel Persönliches ebenso wie über Themen rund um die neue Pfarrei und die Situation der Kirche.
Tag 2: Pastoralteam und Mitarbeiterinnen der Kindertagesstätten
Der zweite Tag der Visitation begann mit der Heiligen Messe in Sankt Elisabeth Bad Schwalbach. Beim Treffen mit dem Pastoralteam stand auch die Frage nach der Gottesdienstordnung auf der Tagesordnung: mit zwei oder drei Priestern im Team ist es nicht möglich, dass jeden Sonntag in jeder Kirche der Pfarrei die Eucharistie gefeiert wird. Hier machte der Bischof deutlich, wie wichtig die Verbindung von Sonntag und Eucharistiefeier ist. Trotzdem rät er dem Pastoralteam, nicht alle personellen Ressourcen restlos zu verplanen, sondern Raum für besondere und experimentelle Gottesdienste zu lassen. Ohnehin sei es wichtig, die 18-40jährigen in den Blick zu nehmen und für die Gruppe passende Gottesdienstzeiten und -formen zu finden.
Am Nachmittag traf der Bischof Mitarbeiterinnen der vier katholischen Kindertagesstätten im Bezirk Untertaunus. Sie berichteten von den veränderten Aufgaben der KiTas, von der individuellen Förderung der Kinder, vom erfolgreichen Einsatz der KiTa-Koordinatorin in der Pfarrei St. Martin Idsteiner Land und von ihren religionspädagogischen Projekten.
Kirchenführung mit Actionbound

Die Bad Schwalbacher Historikerin Melanie Hanold und Roland Büskens von der katholischen Erwachsenenbildung berichteten dem Bischof von dem Projekt "Kirche, Kunst und digitale Medien". Zur Landesgartenschau Bad Schwalbach 2018 war in St. Elisabeth mit der App Actionbound ein elektronischer Kirchenführer für Handy und Tablet entwickelt worden. Inzwischen gibt es für St. Elisabeth verschiedene Varianten, darunter ein Kirchenführer für Kinder. Der Nutzer lädt sich die App auf sein Endgerät und liest den gewünschten Kirchenführer mit einem QR-Code ein. Danach kann er an den verschiedenen Stationen entscheiden, ob er sich nochmal Details - zum Beispiel die filigranen Bilder an den Kapitellen - zeigen lässt. Die Arbeitsgruppe, die den elektronischen Kirchenführer entwickelt hat, hat Wert darauf gelegt, dass nicht nur ein historisches Gebäude vorgestellt wird, sondern dass der Besucher die Kirche als einen Ort der Gegenwart Gottes und des Gebetes erleben kann.
In dem Projekt "Kirche, Kunst und digitale Medien" entstehen zur Zeit für alle 17 Kirchen im Bezirk Untertaunus elektronische Kirchenführer.
Versöhnungsfeier mit Firmbewerbern
Am Freitagabend traf Bischof Georg die Firmbewerber der Pfarrei Heilige Familie zu einer Versöhnungsfeier. Einige der Jugendlichen kannte er schon von der Messdienerwallfahrt nach Rom und vom Diözesanjugendtag in Limburg. Im Kirchenraum waren Stationen mit Lebensthemen eingerichtet. Dort gab es Fragen, mit denen sich die Jugendlichen auf ein persönliches Gespräch mit einer Seelsorgerin oder einem Seelsorger vorbereiten konnten. Auch der Empfang des Bußsakramentes war möglich.
Tag 3: Ökumene und Gremien
Am Samstag, dem dritten Tag der Visitationsreise, trafen sich zunächst die Präses Patricia Garnadt und der stellvertretende Dekan Jürgen Noack vom evangelischen Dekanat Rheingau-Taunus und die Vorsitzende der katholischen Bezirksversammlung Untertaunus Heidrun Scheibel und der Bezirksdekan Kirsten Brast mit Bischof Georg. Sie berichteten von regelmäßigen Treffen zwischen Dekanatssynodalvorstand, gemeinsamen Aufrufen zur Kommunal- und Europawahl, dem gemeinsamen Projekt Café Mandela an der IGS obere Aar und von der lokalen ökumenischen Zusammenarbeit. Auch wenn im Untertaunus mehr evangelische als katholische Christen leben, stellen sich viele Aufgaben für beide Konfessionen in ähnlicher Weise.
In einer zweiten Begegnung traf sich der Bischof mit den Arbeitskreisen Flüchtlinge aus Bad Schwalbach und Heidenrod. Dort wurde über die aktuelle Situation den Flüchtlinge in den beiden Kommunen berichtet. In diesem Bereich gibt es eine enge Zusammenarbeit mit evangelischer und katholischer Kirche.
Am Ende des Vormittags folgte Bischof Georg der Einladung der evangelischen Pfarrerin Nicola Züls zu einem Friedensgebet in der evangelischen Kirche.
Ehrenamtliche: Bezirkssynodalrat und Gottesdienstbeauftragte
Am Samstagnachmittag traf Bischof Georg zuerst den Bezirkssynodalrat - das gewählte Beratungsgremium des Bezirksdekans. Anschließend kam er mit Ehrenamtlichen zusammen, die Wortgottesdienste leiten. Bei beiden Gruppen waren die Arbeit der Ehrenamtlichen, die Sonntagsgottesdienste und die vielfältigen Formen des Gebets wichtige Themen. Bischof Georg ermutigte die Ehrenamtlichen, für regelmäßige Gebetszeiten in den vielen Kirchen und Kapellen des Bezirks zu sorgen. Neben der Wort-Gottes-Feier, die sich eher am Ablauf der Eucharistiefeier orientiert, gibt es viele verschiedene Formen wie Taizé-Gottesdienste und Gebetszeiten, die sich an den klösterlichen Gebetszeiten orientieren. Es gehe auch darum, nach Zeiten und Formen zu suchen, die den Menschen gut tun. Er warb dabei auch dafür, nicht in der Trauer nach Vergehendem zu verharren, sondern Wege und Orte zu suchen, um musikalisch und inhaltlich gut gestaltete Gottesdienste zu feiern.
Bleidenstadt: Heilige Messe und Riesling unter der Pergola

Am Samstagabend feierte Bischof Georg in St. Ferrutius Bleidenstadt die Vorabendmesse, die von der Schola des Kirchortes mit gestaltet wurde. Im Mai gibt es in St. Ferrutius einen Weinprobierstand auf dem Kirchhof, der sich zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt hat. Bei kühlem aber sonnigen Wetter konnte der Bischof dort mit vielen Menschen sprechen. Erinnerungen an Treffen in Rom wurden ausgetauscht und es gab viele Gespräche zur Situation der Kirche und zu persönlichen Fragen. Am Weinstand konnte er seinen ersten 2018er probieren - einen Riesling aus dem Rheingau, den er als "jung und mostig" klassifizierte.
Tag 4: Überraschungsbesuch in Schlangenbad und Firmung in Bad Schwalbach

Der erste Termin am Sonntag war für Bischof Georg die Eucharistiefeier um 9.00 Uhr in Schlangenbad. Das war für alle eine Überraschung, dass die im Plan aufgeführte Vertretung der Bischof selbst war. Er wollte eine ganz normale Sonntagsmesse ohne "Bischofsbonus" in der Pfarrei feiern. Rund 30 Gläubige waren zu dem Gottesdienst gekommen, es gab keinen Organisten, dafür begleitete die Pastoralassistentin die Lieder am E-Piano. Nach dem Gottesdienst verabschiedete sich der Bischof von jedem Besucher persönlich und machte sich dann auf den Weg nach Bad Schwalbach, wo um 10.30 Uhr der Firmgottesdienst begann. Auch das gehört zur Realität in der Pfarrei Heilige Familie: die Priester feiern zwei Heilige Messen am Vormittag und müssen dazwischen mehr oder weniger weite Wege zurücklegen.
Bei der Firmung in Bad Schwalbach war die Kirche voll, 26 Jugendliche und 2 Erwachsene hatten sich auf die Firmung vorbereitet. Waldemar Martynel und Kristof Windolf haben mit einer Streicher- und einer Flötengruppe den Gottesdienst musikalisch gestaltet. In seiner Ansprache knüpfte der Bischof an die Begegnungen in Rom, Limburg und am vergangenen Freitagabend an und machte den Jugendlichen Mut, die Welt mit zu gestalten. Eine Möglichkeit dazu ist die 72-Stunden-Aktion Ende Mai, bei der Jugendliche an vier Tagen unterschiedlichste soziale Projekte durchführen. Er wies aber auch auf junge Frauen hin, die mit ihrem Einsatz die Welt verändern: Malala Yousafzai, die sich im Pakistan für den Schulbesuch von Mädchen einsetzt und 2014 den Friedensnobelpreis bekam, Pauline Marie Jaricot, die in den 1920ern mit den Werkzeugen Gebet und Spende das internationale Missionswerk missio angestoßen hat und schließlich die Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg. Und ein Wort von Albert dem Großen gab er den Gläubigen mit auf den Weg: "Sehen was ist, tun was möglich ist, lieben was ewig ist."