Christen und Muslime lernen voneinander
WIESBADEN. ? Wer gläubigen Menschen in schwierigen Lebenssituationen erfolgreich helfen will, muss ihre Religion mit einbeziehen und entsprechendes Wissen haben: Das ist Ausgangspunkt eines Kurses der Katholischen Erwachsenenbildung, der die Teilnehmer dazu befähigen will, in sozialer Arbeit mit Christen und Muslimen „Religion als Ressource“ zu nutzen. Interreligiöse Kompetenz gewinne durch die wachsenden Flüchtlingszahlen zunehmend an Bedeutung und stelle Träger von Sozial- und Bildungseinrichtungen vor neue Herausforderungen, sagt Dr. Frank van der Velden, Leiter der katholischen Bildungswerke Wiesbaden-Untertaunus und Rheingau.
Auftaktveranstaltung am 9. Mai
Mit Professor Dr. Harry Harun Behr, der an der Frankfurter Goethe-Universität islamische Religionspädagogik unterrichtet, hat der katholische Theologe für dieses Vorhaben einen muslimischen Kooperationspartner gewonnen. Der Kurs ist als Hessencampus-Projekt beantragt und soll am Samstag, 9. Mai, mit einer öffentlichen Auftaktveranstaltung in Wiesbaden starten.
Christen und Muslime gemeinsam
Bislang sei der Faktor Religion bei der Unterstützung von Flüchtlingen und Migranten nicht im Blick gewesen, oder wenn, dann höchstens negativ im Sinne von Extremismusverdacht, so van der Velden. Dabei habe man es bei der Mehrzahl der Migranten mit religiös orientierten Menschen zu tun. Für sie spiele bei der Verarbeitung ihrer teils traumatischen Erfahrungen und bei der Entwicklung von Bewältigungsstrategien im Alltag die religiöse Zugehörigkeit eine große Rolle. Dass Helfende das wertschätzend wahrnehmen und in die Arbeit integrieren können, darauf zielt der auf mehrere Monate hin angelegte Kurs ab. Der Praxisbezug soll sich dabei nicht nur in konkreten Übungen vor Ort niederschlagen, sondern bereits in der Zusammensetzung der Teilnehmer: „Idealerweise sind je die Hälfte Christen und Muslime mit dabei“, wünscht sich der Leiter der Erwachsenenbildung.
Menschen in Kontakt bringen
In kulturell und religiös gemischten Tandems sollen die Teilnehmer Einblicke in unterschiedliche muslimische und orientalisch-christliche Lebenspraktiken erhalten. „Wir wollen damit Menschen in Kontakt bringen, die sonst nichts miteinander zu tun haben“, erklärt van der Velden. Die theoretischen Grundlagen dafür werden im ersten Teil des Kurses in einer Reihe von Seminareinheiten vermittelt. Zur Zielgruppe gehören Flüchtlingsbeauftragte und Mitarbeiter in Sozial-und Bildungseinrichtungen, die mit Migranten zu tun haben, aber auch muslimische und christliche Seelsorger, Lehrer und Schulleiter. Langfristig ist vonseiten der Katholischen Erwachsenenbildung geplant, in Wiesbaden einen Informationspool aufzubauen mit Fachkundigen, die sich dieses Themas annehmen. (rei)
Weitere Informationen: Dr. Frank van der Velden; Katholische Erwachsenenbildung, Telefon: 0611 174-119; www.keb-wiesbaden.de;
E-Mail: f.vandervelden@ bistum-limburg .de.
Der Flyer mit allen Informationen steht hier zum Download bereit.