Viel Stoff für neue Lieder
IDSTEIN/BAD SCHWALBACH/TAUNUSSTEIN/LIMBURG.- Bischof Dr. Georg Bätzing hat am Donnerstag, 18. Mai, auf seiner Kennenlern-Tour durch das Bistum den Bezirk Untertaunus besucht. Der Bezirk liegt im westlichen Teil des Taunus. Höhepunkt war ein Pontifikalamt in der Kirche St. Martin in Idstein und eine offene Begegnung im Gemeindehaus.
"Christen sind immer wieder eingeladen, Neues zu wagen und neue Lieder des Glaubens zu singen. Ich habe heute bei meiner Stippvisite im Untertaunus viel erfahren und viel Stoff gesammelt, um neue Lieder singen zu können", sagte der Bischof. In den zwölf Stunden im Bezirk habe er auf den verschiedenen Stationen seiner kleinen Rundreise eine enorme Glaubenskraft gespürt. Er habe erlebt, dass die Kirche in der Region intensiv nach Wegen suche, um nah bei den Menschen zu sein und diese auf ganz konkrete Weise vielerorts bereits gefunden habe. "Ich habe viele Gespräche geführt und bin beschenkt worden mit Herzlichkeit, mit Freundlichkeit, Interesse und Vertrauen", so Bischof Georg Bätzing.
Weite der neuen Struktur nutzen
Ein Thema, das den Bezirk in den vergangenen Monaten besonders intensiv beschäftigt, ist der Prozess der Kirchenentwicklung. Haupt- und Ehrenamtliche gehen der Frage nach, wie der Glaube in der Pfarrei, im Pastoralen Raum, in den Kirchorten und an anderen Orten kirchlichen Lebens lebendig und zukunftsfähig gemacht werden kann. "Wagen Sie den Blick in die Zukunft. Gehen Sie zu den Menschen und nutzen Sie die Weite der neuen Struktur, um noch mehr über die Lebenswirklichkeit der Menschen im Untertaunus zu erfahren", ermutigt der Bischof.
Die Kraft für diesen Aufbruch stecke im Evangelium. Die Apostelgeschichte etwa, die in der Osterzeit in den Gottesdiensten zu hören sei, sei eine Mutmach- und eine Erfolgsgeschichte. Sie berichte vom Wachstum des Christentums. "Dass was in der Apostelgeschichte beschrieben wird ist wahr, sonst hätte sich das Christentum nie zur größten Weltreligion entwickeln können", erklärt Bischof Georg. Die Botschaft des Evangeliums habe nichts an Wirkung verloren. Deshalb sei es auch nötig, sich immer wieder neu mit dem Wort Gottes zu befassen und es gemeinsam neu auf sich wirken zu lassen. "Wenn wir miteinander das Evangelium betrachten, uns darüber austauschen und uns ansprechen lassen, dann finden wir Antworten auf unsere Fragen zur Kirche der Zukunft", so der Bischof. Gott baue täglich neu an seiner Kirche. Er wisse wohin der Weg führe und er wolle, dass Glauben und die Kirche wachsen.
Mitarbeiter und Bewohner des Caritas Palliativzentrums kennengelernt
Der Tag selbst hielt viele spannende und interessante Menschen und Orte für den Bischof bereit. Im Caritas Palliativzentrum in Bleidenstadt lernte Bischof Bätzing nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch zwei Bewohner kennen. Einer von ihnen, Norbert Laeis, empfing den Bischof in seiner hellen Wohnung im Palliativzentrum: "Uns verbinden zwei Dinge. Ich bin durch und durch katholisch und ich stamme aus Trier", so der 91-Jährige. Nach einem längeren Gespräch über das Leben Laeis`, über Trier und die Schankweiler Klause, eine Wallfahrtskapelle in der Eifel, die für die Familie Laeis eine große Bedeutung hat, verabschiedete sich der Bischof mit einem Segensgebet. Und noch einen ganz profanen Wunsch richtete er an den Bischof: "Ein Hospiz ohne Wlan - das geht doch nicht". Die Mitarbeiter versicherten dem Bischof, das Problem bereits in Angriff genommen zu haben.
Zuvor interessierte sich der Bischof für die Bedarfe der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter, deren Arbeit der Bischof als "intensivste menschliche Arbeit" wertschätzte. Dass sie diese Arbeit auch als Geschenk erlebten, unterstrich unter anderem die Ehrenamtliche Hedda Bähr. Die 78-Jährige engagiert sich seit fünf Jahren im Palliativzentrum und berichtete von ihren Erfahrungen bei der Begleitung Sterbender. Insgesamt können dort elf Bewohner stationär aufgenommen werden. Ambulant werden derzeit mehr als 80 Menschen betreut. Direkt gegenüber liegen Kindergarten und Pfarrkirche St. Ferrutius, die Bischof Bätzing ebenfalls besuchte. Einige Kinder, so erzählt die Leiterin Renate Schlereth, hätten allerdings zunächst mit dem Nikolaus gerechnet, als es hieß, ein Bischof komme zu Besuch. Aber die Kinder freuten sich auch so über den hohen Besuch.
Ökumene wird groß geschrieben
Begonnen hatte der Tag mit einem kurzen Morgengebet in der Kirche St. Bonifatius in Aarbergen-Michelbach. Dort begann die Tour durch den Untertaunus. Nächste Station war der so genannte Netzshop in Laufenselden, ein Laden, bei dem sich Menschen in Not mit Kleidung, Spielsachen, Büchern und Haushaltsgegenständen versorgen können. Das ökumenisch getragene Angebot, für das sich Gemeindereferentin Monika Dirksmeier und die evangelische Pfarrerin Nicola Züls stark machen, begeisterte nicht nur den Bischof, auch der kommissarische Bezirksdekan Dr. Günther Geis war beeindruckt. Zur Begrüßung sangen Kinder aus Flüchtlingsfamilien aus Syrien und Afghanistan ein Friedenslied. Beim Small-talk mit den Gästen war dann noch eine Sache sehr beeindruckend: Wie gut die Kinder bereits nach einem Jahr hier deutsch sprechen können. Den Netzshop gebe es bereits seit zehn Jahren und mehr als zwanzig Ehrenamtliche engagieren sich hier, berichtete Dirksmeier.
Ökumene spielt im Bezirk eine große Rolle, auch der evangelische Dekan Klaus Schmid begrüßte den Bischof auf seiner Stippvisite und beim Blick auf das Landesgartenschaugelände in Bad Schwalbach erläuterte Bezirksreferent Markus Raile den ökumenischen Auftritt mit der Lichtkirche bei dem Großevent im nächsten Jahr. Als eine "gute Chance, dort zu sein, wo die Menschen sind" begrüßte Bätzing die Beteiligung der Kirchen.
Bischof Bätzing bekam mit einem Besuch im Café Mandela in Taunusstein einen Einblick in die Jugendarbeit des Bezirks. Seit fast 25 Jahren ist das Café Mandela Treffpunkt für Kinder und Jugendliche in der Gesamtschule in Taunusstein-Hahn und wird von der Jugendkirche KANA und dem evangelischen Dekanat getragen. Darüber hinaus fahren Jugendgruppen aus dem Bezirk zu den Angeboten der Jugendkirche nach Wiesbaden. Jugendseelsorger Jürgen Otto informierte über kreative Ansätze in der Jugendseelsorge. Da komme auch schon mal ein Trampolin in den Kirchenraum. Auch mit Lichtinstallationen ließe sich der Kirchenraum "als fünftes Evangelium" gut nutzen. (frl/StS)
Der Bezirk Untertaunus
Der Bezirk Untertaunus ist in eine Pfarrei neuen Typs und einen Pastoralen Raum gegliedert, namentlich die Pfarrei neuen Typs St. Martin Idsteiner Land und der Pastorale Raum Bad Schwalbach. Insgesamt leben hier etwa 26.000 Katholiken, das sind 23 Prozent der Bevölkerung im Untertaunus. Bezirksdekan ist kommissarisch Domdekan Dr. Günther Geis, Bezirksreferent ist Markus Raile.
Kennenlern-Tour des Bischofs geht weiter
Bischof Georg Bätzing hat im Dezember 2016 seine Kennenlern-Reise durch das Bistum gestartet. Auf jeweils eintägigen Stippvisiten besucht er die elf Bezirke, in die die Diözese gegliedert ist. Der nächste Besuch ist am 1. Juni im Bezirk Wetzlar geplant. Auf www.bistumlimburg.de gibt es Infos zu allen Bezirksbesuchen.