Mitgestalten, mitleiten, mitentscheiden
Die Präsidentin der Diözesanversammlung des Bistums Limburg, Ingeborg Schillai, kann sich fürs Ehrenamt und die Arbeit in kirchlichen Gremien begeistern. Und das auch noch nach mehr als 30 Jahren im Dienst für ihre Pfarrei, ihren Bezirk und ihre Diözese. Sie steht an der Spitze der Katholiken im Bistum. Im Interview spricht die 69-Jährige aus Taunusstein über die anstehenden Pfarrgemeinderatswahlen, über die Bedeutung dieses Gremiums und die synodale Verfasstheit des Bistums.
FRAGE: Frau Schillai, am kommenden Wochenende sind Pfarrgemeinderatswahlen im gesamten Bistum. Warum sind diese Wahlen von so großer Bedeutung?
Die Wahlen sind deshalb so bedeutsam, weil wir im Bistum Limburg eine partizipative, das heißt eine teilhabende Gestaltung von Kirche leben. Wir sind als Volk Gottes, als getaufte Christen und Christinnen, dazu aufgerufen, uns zu beteiligen, mitzugestalten und mitzuentscheiden. Pfarrgemeinderäte leiten gemeinsam mit dem Pfarrer die Pfarrei. Sie begegnen sich dabei auf Augenhöhe – als Dialogpartner. Zusammen sorgen sie so für das Wohl, das Leben in der Pfarrei. Das betrifft nicht nur den kirchlichen Bereich. Als Christen und Christinnen kann man so auch in anderen Bereichen, zum Beispiel sozialpolitisch, Verantwortung übernehmen.
FRAGE: Bischof Georg Bätzing hatte ja auch bereits dazu aufgerufen, sich an den Wahlen zu beteiligen. Warum ist es wichtig, zu wählen?
Es ist zunächst wichtig, um damit die Arbeit der Gremien und die Personen selbst wertzuschätzen. Um die Arbeitsfähigkeit der Pfarrei zu sichern. Ich bin froh, dass sich Menschen bereit erklären, sich für vier Jahre für ihre Pfarrei und die Menschen einzusetzen.
Und wählen zu gehen bedeutet – wie bei jeder Wahl – Gestaltungsmöglichkeiten wahrzunehmen und den Kandidaten für ihr Amt ein Mandat zu übertragen. In unserer Pfarrei wird die Wahl als Briefwahl durchgeführt. Ich habe schon gewählt. Das ist unkompliziert und man kann sich zuhause in Ruhe für Kandidaten entscheiden.
FRAGE: Was haben die PGR-Wahlen mit der synodalen Verfasstheit unserer Diözese zu tun. Können Sie das kurz erklären?
Synodal bedeutet übersetzt gemeinsamer Weg. Damit ist der gemeinsame Weg von Amt und Mandat gemeint. Die synodale Verfasstheit unseres Bistums und damit die synodale Arbeitsweise verdanken wir dem Zweiten Vatikanischen Konzil und unseren damaligen Bischöfen, Diözesanbischof Kempf und Weihbischof Kampe, die daran teilgenommen hatten. Sie selbst hatten die Erfahrung gemacht, dass Beschlüsse gemeinsam getragen werden, wenn sie zuvor gemeinsam erstellt und erarbeitet wurden. Seit 50 Jahren gibt es nun dieses „Konstrukt“ im Bistum. Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Auch dadurch wird das Evangelium, unsere Grundlage lebendig.
FRAGE: Frau Schillai, Sie arbeiten selbst seit mehr als 30 Jahren in Gremien in der Diözese mit. Was ist für Sie das Schöne und Besondere daran?
Dass ich aus meinem Glauben heraus Dinge auf den Weg bringen kann, wie zum Beispiel die Begrüßung der Täuflinge in unserer Pfarrei. Aber das Schöne daran ist auch, dass man etwas über sich selbst lernt. Durch die Arbeit in den Gremien habe ich zum einen gelernt, Menschen anzusprechen, und - was vielleicht noch wichtiger ist - ansprechbar zu sein. Ich habe gelernt, über den Glauben zu reden. Ich habe mich weitergebildet und vieles kennenlernen können, was die Kirche anbietet, sei es in der Familien-, in der Jugend- oder in der Erwachsenenbildung. Sich bei der Vorbereitung auf die Sakramente, also zum Beispiel beim Firmunterricht, einzubringen, kann sehr bereichernd sein. Auch mitreden und mit entscheiden zu können ist gut, beim Pfarrfest, ganz banal, was darf ein Stück Kuchen kosten, damit sich alle eingeladen fühlen.
FRAGE: Was möchten Sie den zukünftigen Pfarrgemeinderäten, die ja in einigen Tagen gewählt sein werden, mit auf den Weg geben?
Ich wünsche den neu Gewählten viel Freude und Neugierde. Dass sie für ihre Pfarrei ganz im Sinne von „Mehr als Du siehst“ neue Wege suchen und finden dürfen. Ich wünsche ihnen einen unvoreingenommen Blick auf die Menschen, ein offenes mutiges Zugehen auf sie, einen weiten Blick auf ihre Region mit ihren Themen und Herausforderungen und dass sie sich von der Frage leiten lassen: „Was brauchen die Menschen – jetzt?“ Und dann wünsche ich Ihnen natürlich von ganzem Herzen Gottes Segen.